Mann Frau etc.

Ich reibe mir die Augen.
Für den Mittwoch (28.8.2021) ist die biblische ,Losung’ auf zwei Verse über Mann und Frau gefallen, und der Vers aus dem Neuen Testament hört sich ausgesprochen kryptisch, wenn nicht schwurblig an:
Im Herrn ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott. 1.Korinther 11,11-12
Für einen Moment sehe ich die keltische Schlange vor mir, alles ineinander verschlungen. Und es geht mir gut.

Doch dann lese ich den Vers im Zusammenhang (Kopftuch!) und im Hintergrund rauschen die Bilder der in Kabul einmarschierenden Taliban vorbei. Bärte und Kalaschnikow schwingend terrorisieren sie Frauen und Kinder. Und es geht mir gar nicht gut.

Die Herrschaft der Männer wollte schon immer die guten, gar göttlichen Argumente haben. Und berief sich dabei auf ausgesprochen Irdisches: Gewohnheit, Ordnung, Macht. An dieser Stelle hätte dem Brief des Paulus eine tüchtige Redaktion gut getan. Vielleicht hätte auch bereits ein Verweis auf ihn selbst gereicht: Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn durch eure Verbindung mit Christus Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden. Galater 3, 28

Wie emanzipiert hört sich dagegen die Losung aus dem Alten Testament an:
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn und schuf sie als Mann und Frau.
1.Mose 1,27  

Der Mensch vor Gott ist von Anbeginn an auf gleichwertige Vielfalt angelegt. Ohne sind wir nicht, was wir sind. Streiten wir also, wenns sein muss, über die Breite der Diversität, evangelisch frei – aber nicht über die Gleichwertigkeit. 

Philipp Roth

philipp.roth@kgbb.ch
philipp.roth@erk-bs.ch

 

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