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Es werden Posts vom August, 2021 angezeigt.

Mann Frau etc.

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Ich reibe mir die Augen. Für den Mittwoch (28.8.2021) ist die biblische ,Losung’ auf zwei Verse über Mann und Frau gefallen, und der Vers aus dem Neuen Testament hört sich ausgesprochen kryptisch, wenn nicht schwurblig an: Im Herrn ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott. 1.Korinther 11,11-12 Für einen Moment sehe ich die keltische Schlange vor mir, alles ineinander verschlungen. Und es geht mir gut. Doch dann lese ich den Vers im Zusammenhang (Kopftuch!) und im Hintergrund rauschen die Bilder der in Kabul einmarschierenden Taliban vorbei. Bärte und Kalaschnikow schwingend terrorisieren sie Frauen und Kinder. Und es geht mir gar nicht gut. Die Herrschaft der Männer wollte schon immer die guten, gar göttlichen Argumente haben. Und berief sich dabei auf ausgesprochen Irdisches: Gewohnheit, Ordnung, Macht. An dieser Stelle hätte dem Brief des Paulus eine tüchtige Reda

Ruf

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Adam Zagajewski verstarb in diesem Frühjahr im Exil in den USA. Im heutigen Polen fand sich der menschenfreundliche Dichter von leisen Tönen sich nicht mehr zurecht. Eine Zeitschrift druckt zum Gedenken sein Gedicht ‘Boogie-Woogie.’ Wenn der Berg ruft, ist das schön. Wenn der Tod ruft, schwer. Wenn eine Aufgabe ruft, ist es Berufung (Beruf). Wenn die Sirene ruft, Alarm. ,Den Ruf hören’ konfrontiert mit der Tatsache, dass gewisse Dinge nicht uns, sondern einer äusseren Notwendigkeit folgen. Sie sind für uns unwiderstehlich. Das kann ein Glück sein (wie im Fall der 5 Berufenen, die am vergangenen Sonntag im Basler Münster zum Dienst am Wort ordiniert wurden). Das kann, in einer alarmistischen Zeit wie der gegenwärtigen, sehr anstrengend sein. ,Rufen hat seine Zeit – und Schweigen hat seine Zeit…’ Boogie-Woogie Du rufst aus dem Nachbarzimmer Fragst, wie man Boogie-Woogie schreibt Und ich denke, was für ein Glück Dass kein Krieg ausgebrochen ist Und kein großes Feuer

zur Schule gehen

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Vor dem Fenster werden Kinder zum ersten Schultag begleitet. Mama an der Hand. Papa mit dem Kickboard hinterher. Es wartet eine neue Welt. Ich frage mich, wem es banger ist. Auf dem Bild in der Zeitung wird ein Mädchen mit rosa Rucksack auf eine Mauer mit Stacheldraht hochgezogen. Es ist die Mauer am Flughafen von Kabul. Es wartet eine neue Welt. Wird das Mädchen je zur Schule gehen können? Wo wird das sein? Die stärksten Staaten sind die, die die Schwächsten am stärksten schützen. Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist nun der Größte im Himmelreich? Und er rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie. (Matthäus 18, 1f.) Der erste Schultag kommt vor jedem Nationalfeiertag.  (Am 15.8. hatten die Taliban Kabul kampflos eingenommen. Der Flughafen wurde für viele zur Fluchttür zur Welt. Erfolglos. Am 16.8. begann bei uns das neue Schuljahr.)  Philipp Roth philipp.roth@kgbb.ch philipp.roth@erk-bs.ch

Gesucht: Neues Klima

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In Griechenland brennts, in Deutschland überschwemmts und die Politik malt rote Linien in den Sand: ‘Treibstoffpreiserhöhung – nicht mit uns.’ Wer Augen zu sehen und Ohren zu hören hat, dem sagt der UNO-Klimabericht nicht Neues – nur sagt er es fundierter denn je. Kommt jetzt endlich der grosse Ruck? Wer’s glaubt… Der Klimawandel zeigt grell das Grunddilemma menschlicher Existenz. ‘Das Wollen will ich schon, allein das Können kann ich nicht.’ Bereits vor bald 2000 Jahren hat es Paulus in aller Schärfe benannt: Ja, wie ich handle ist mir unbegreiflich. Denn ich tue nicht das, was ich eigentlich will – das Gute. Sondern ich tue das, was ich nicht will – das Böse. (Römer 7, 19). Nicht einzelne Misstritte sind die Tragik, sondern die Gefangenschaft des Menschen in sich selbst (Luther) – ohne Schlüssel.   Der jüdisch -christliche Glaube hatte dafür ein eigenes Wort. Es wurde im Zeitalter des Konsums in die Schokoladen-, Unterwäsche- und Ferienflugabteilung gesteckt: Sünde .

Umzug

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Die Romafrau sitzt auf dem Packen, aus dem sie seit letztem Sommer lebt, und hält den Pappbecher hin. Die Nachbarn entladen ihr Ferienauto, Kofferraum und Dachbox quellen über. Die vier jungen Afghanen sind zu Fuss auf dem Weg nach Van in Ostanatolien, der Tagesrucksack auf dem Rücken ist alles, was sie dabei haben. Die Frau zeigt den Gutachtern, was nach der Flut von ihrem Haus übrig geblieben ist. Sie hatte drei Minuten, das Nötigste zu retten. Das gutmütige Eseltier auf dem Bild trägt Hab und Gut nach Ägypten, auch Maria und das Kind.  Wir ziehen um. Es fahren zwei Lastwagen vor. Man hat, was man hat, heisst es. Wann kippt es ist Umgekehrte? Was man hat, hat einen? Was davon braucht man wirklich? Wüsset dir, wie s d Igle / mache, wenn si zügle? Si stecken ihri Sächeli / uf ihri spitze Stächeli: ihri Tischli und ihri Bänkli / ihri Stüehli und ihri Schränkli ihri Chüsseli und ihri Tüechli / ihri Bildli und ihri Büechli ihri Lämpli und ihri Bettli / und ihri Trottinettli