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Es werden Posts vom März, 2024 angezeigt.

auszittern

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André Heller ist ein Hansdampf in vielen Gassen. Als Francis Charles Georges Jean André Heller-Hueart wurde er 1947 in Paris geboren, wohin seine Eltern im Krieg als Juden aus Wien geflohen waren. Als Schauspieler, Chansonnier, Veranstalter und Kulturveranstalter hat er seit den 80-er Jahren zahlreiche international beachtete Kunstaktionen und Festivals organisiert. Aktuell kuratiert er in der Elbphilharmonie Hamburg eine ,Woche des Staunens' mit Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt. Selbst Jude, griff er bereits vor 40 Jahren, im Libanonkrieg mit den Massakern in den palästinensischen  Flüchtlingslagern, die israelische Politik scharf an. Und musste sich deswegen 'Beihilfe zum Antisemitismus' vorwerfen lassen. Damals schrieb er: Die jahrtausendelange jüdische Leidensgeschichte wird von ihren eigenen Opfern verhöhnt, wenn diese daraus irgend etwas anderes lernen als Erbarmen, Toleranz, Menschenwürde und die Fähigkeit, beharrlich zu lieben. Dafür lohnt es zu

Kindernichtwunsch

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Ob wir Kinder haben wollten, war für uns keine Frage. Die Frage war höchstens, ob wir Kinder kriegen könnten, und ob wir in der Lage sein würden, gut für sie zu sorgen. Diese Selbstverständlichkeit hat damit zu tun, dass wir selber aus kinderreichen Familien stammten. Aber wohl nicht nur.  Wir haben es auch nie bedauert, dass sich uns diese Frage - Wollen wir Kinder? - nicht gestellt hat. Wir hatten das Glück, dass der Gedanke, dass es auch schlecht sein könnte, Kinder zu haben, gar nie aufkommen musste. Das ist heute bei vielen anders.  Das sagt etwas über die Welt aus, in der wir leben und in die unsere Kinder geboren werden. Die Zukunftsaussichten sind trüb wie schon lange nicht mehr. Zum Nachdenken über Kinder gehört nun auch der Gedanke, ob man in diese Welt ein Kind setzen kann. Die Entscheidung dagegen trägt nun auch das moralische Kleid eines besonderen Verantwortungsbewusstseins. Ebensoviel, so denke ich, sagt diese neue Aktualität der Kinderfrage aber auch etwas über die Zeit

bitte nicht stören

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Vor einer guten Woche hielt ich meine erste Radiopredigt. Ich wollte etwas über die Erschütterung sagen, die mich ergreift, wenn Schreckliches geschieht. Manche Nachrichten donnern in die eigene Beschaulichkeit wie ein Güterzug ins Cabrio auf dem offenen Bahnübergang. Und ich wollte etwas dazu sagen, wie gut es ist, dann einen Ort zu haben, wo man ,nach oben ausfliessen kann'.  In diesem Zusammenhang war mir oft das Bild des Malers Caspar David Friedrich 'Der Wanderer über dem Nebemeer' vor Augen. Jemand stützt sich auf einer Felsspitze auf seinen Stock und betrachtet das tosende Wetter weit unten, als stehe er darüber und es beträfe ihn nicht. Doch wer es betrachtet, weiss: Er kommt daher und wird wieder dahin zurück gehen müssen. Einen Hochsitz über den Dingen gibt es nicht, lediglich flüchtige Inseln. Der Maler feiert in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag. In einer aktuellen Biografie stiess ich dabei auf folgende Notiz: Friedrich war ein geselliger Mensch. In seinem Hau