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Es werden Posts vom November, 2021 angezeigt.

realistisch Version Advent

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Cy Twombly 2021 Nein, es ist kein Zitat. Ich habe mich geirrt. Doch zu Beginn dieser Adventszeit, wenn das Verhältnis von Dunkelheit und Licht noch sehr schief ist und dem von Trostlosigkeit und Zuversicht, das ich empfinde, oft sehr nahe kommt, finde ich den Satz dennoch erfrischend. Er ritzt die nihilistische Kaltfront, die mir aus den Nachrichten entgegenschlägt. Er schlitzt das das harte Firmament erschlagender Fakten auf und erfrecht sich, ein Dahinter zu glauben.  Es gibt den Satz, der Ben Gurion zugeschrieben wird: ,Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.'  Und es gibt die Fundamentalkritik von Max Frisch: ,Man ist nicht realistisch, wenn man keine Idee hat.' Beide wehren sich gegen den Gedanken, dass Realismus zwingend pessimistisch sein muss. Im Normalverlauf wird alles nur schlimmer? Wer sagt denn sowas? Und es gibt das schöne Gespräch zwischen Alice und der Königin aus Alice hinter den Spiegeln , der Fortsetzung von Alice im Wunderland , von Lewis Carroll:   „D

Die Uhren stoppt!

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Vorgestern war er wieder. Reformierte Kirchenprofis beharren darauf, ihn Ewigkeitssonntag zu nennen, mühsam einen belehrenden Unterton unterdrückend. (Wir wollen doch glaubensperspektivisch optimistisch sein, oder nicht?) Der Volksmund bleibt stur nüchtern: Totensonntag .  In der Kirchgemeinde durfte ich 90 Namen verlesen. Verstorbene des vergangenen Jahres. In den hintersten Bänken sassen still ein paar Konfirmandinnen und Konfirmanden. Was sie bei so viel Tod wohl dachten? Wir zündeten Kerzen an. ,Stell dir mal die vielen Särge vor,’ sagte die Kollegin. Manchmal überfällt mich die reine Traurigkeit. Ich komm nicht dagegen an. Ich will es auch nicht. Und mag erst recht nicht gleich etwas Hoffnungsglimmer drüber streuen. Denn in diesem Moment hat sie einfach recht. Auch das Recht, Raum zu haben. Der Tod ist eine Ungeheuerlichkeit. In dieser Woche befinden wir uns zwischen den Jahren. Das Kirchenjahr ging mit dem Totensonntag zu Ende. Nächsten Sonntag feiern wir Kirchenneujahr: 1

Angst vorm Krokodil

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Ich bin froh um Hiob. In diesen Novembertagen und Gedenkzeiten erst recht. Die Verstorbenen, das Zerbrochene und das Vergangene drücken sich ans Herz - und frösteln. Das Buch und die Gestalt Hiob stehen in der Bibel für den ganzen Schmerz, die vielen Verluste und die zum Himmel schreienden Fragen, die ohne Antwort bleiben. Hiob schafft Raum für die Tränen, den Jammer und die Klage. Und das über 40 Kapitel. Und Menschen und Gott hören hin. Das ist schon sehr viel. Allerdings bleiben im Buch Hiobs Fragen nicht ohne Antwort. Und diese Antwort war für mich bisher mehr Standpauke als Verständnis und Klärung. Gott sagt: Wer bist du schon, Hiob? (40, 1). Und schwärmt dann vom Nilpferd (Behemot) und vom Krokodil (Leviatan). Wirklich? Ja, wirklich! Besonders auf das Krokodil wird ein richtige Lobenshymne angestimmt (40, 25 – 41, 26).   Ein Genuss zu lesen. Doch: Was soll das hier? Was soll (ich) Hiob damit – ausser mich nerven? Ich erinnere mich, das beim Kasperlitheater auch ein Krokodi

Etwas Tapferes, um Gottes Willen

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Vor zwei Wochen. Heldenhaft steht der Bronze-Reformator vor der Frauenkirche Dresden. Ich schaue zu ihm hoch. Martin Luther stritt damals gegen die Werkgerechtigkeit. Nicht, weil gute Werke schlecht sind, sondern weil es schlecht um uns steht, wenn an unseren guten Werken alles hängt. Im Grossmachen himmlischer Gnade war Luther tatsächlich ein Held. (In anderem auch nicht...) Diese Woche schaue ich nach Glasgow zur Klimakonferenz hoch. Ich sorge mich und bete täglich um die Handlungsfähigkeit der Welt-Entscheidungsträgerinnen und -träger. Ich kriege Luthers Zweifel am Menschenmöglichen nicht aus dem Kopf - und bläue mir gleichzeitig die Worte des anderen Reformators, Zwingli, ins Herz: Tut um Gottes willen etwas Tapferes. Im Mut war Zwingli tatsächlich gross. (In anderem auch nicht...) Tun, was man kann (Und Mensch kann mehr Gutes als er/sie oft glaubt und will!) – und vertrauen, dass Gott das Seine, seinen Segen, dazugibt. Das ist vielleicht gegenwärtig eine ganz angemesse