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Es werden Posts vom Juni, 2022 angezeigt.

Mein Körper gehört mir

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,Mein Körper gehört mir.‘ Eigentlich ein banaler Satz. Jedenfalls für mich. Und bis zur Pandemie. Dann nicht mehr. Plötzlich wurde der Körper zum Schlachtfeld gesellschaftlicher und ideologischer Auseinandersetzungen. Als Krankheitsträger konnte mein Körper zur Gefahr für andere werden. Als Impfobjekt Gegenstand der Gesundheitspolitik. Darf eine fremde Autorität in meinen Körper eingreifen, seine Integrität antasten? Ist er nicht die materielle, sozusagen räumliche Gestalt der Unversehrbarkeit meiner persönlichen Würde? Ich bin froh, dass das Gespenst des Impfzwangs im Land, in dem ich lebe, ein solches blieb. Ich konnte mich in Freiheit und Verantwortung selbst für die Impfung entscheiden. ,Mein Körper gehört meinem Master.‘ Frederick Douglass wurde in der Chesapeake Bay in Maryland im Süden der USA als Sklavenkind geboren. Seinen Vater kannte er nie. Wahrscheinlich, dass es der Sklavenhalter selbst war. Seiner Mutter wurde er mit sechs Jahren weggenommen. Er gehörte weder i

Dschungelflaschenpost

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Sie sind Schwestern und Brüder. Viel gemeinsame Geschichte. Und seit Jahrzehnten zerstritten. Die Last ist beidseits mit Händen zu greifen. Die eine Seite spricht den Wunsch nach Versöhnung aus. Die andere versteht ihn als Angriff: Ist nicht meine Schuld. Richtig körperlich ist zu spüren, was Bitterkeit anrichtet. Und was Versöhnung für eine Erlösung wäre. Ein Boost an Lebensqualität. Und andererseits, wie sehr sie beide Seiten braucht. Ziellos kehrt sie als Ohnmacht zurück mit einer breiten Spur Verzweiflung darin. Noch selten hab ich so verstanden, was auch für andere zentrale Lebensdinge wie die Liebe oder die Nachsicht gilt: dass man Versöhnung nicht einfordern kann. Nur darum bitten, sie anbieten. Man muss sich zurücknehmen bis zum Schmerzpunkt. Den eigenen Stolz schlucken. Die zurechtgelegte Geschichte zurückstellen. Die wundgescheuerten Triggerpunkte ignorieren. Geduld. Demut. Nicht müde werden. Paulus verstand seine Lebensaufgabe und -haltung als eine grosse Bitte um Versöhnung

Schwere Waffen

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,Schwere Waffen' verdrängt 'Impfpflicht'. So könnte man jedenfalls in den Debatten der vergangenen Wochen in unserem nördlichen Nachbarland den Eindruck gewinnen. Im Zeitalter der Medienallgegenwart machen sich Grundängste und Grundfragen immer wieder an einzelnen Reizworten fest und werfen ihnen entlang Gräben auf, gegenüber denen der Röstigraben rasch zu einer kleinen Rinne verkommt. Dass die zugrundeliegenden Ängste und Fragen dabei in den Hintergrund geraten, scheint Teil der Mediendynamik zu sein. Hauptsache mediale Aufmerksamkeit und Talkshow-Stoff en masse. Und in der Folge gesellschaftliche Polarisation. Selten die Momente, wo die eigene Unsicherheit und Überforderung durchdrückt. Dabei machen die Themen vor allem das deutlich: Man ist mit Entscheidungen und Konsequenzen konfrontiert, bei denen man nicht auf bestehende Erfahrungen zurückgreifen kann. Die Geschichte treibt uns rücklings in eine unbekannte Zukunft. Mutige voran? Oder Ängstliche voran? * Mit mehr als z

with ah! bright wings

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Der Schmerz, nicht verstanden zu werden. Sich nicht erklären und nicht zeigen zu können. Beschwiegen und falsch ausgelegt zu werden. Man kennt ihn seit der Kindheit. Nie fühlt man sich so einsam. Immer neu erstaunlich, wie sich die Bibel unserer Nöte bewusst ist. Und unser Glück will. Die Pfingstgeschichte erzählt von dieser Sehnsucht nach Verstandenwerden.  Und dem überwältigenden Glück des Verstehens über alle Grenzen. Menschen verschiedenster Sprache kommen zusammen und werden angesprochen und berührt von jenseits der eigenen Sprachgrenze. ,Du verstehst mich.' Plötzlich diese Verbundenheit. Himmlisch. - Manchmal begegnet mir dieses Pfingstglück beim Lesen englischer Gedichte. Es ist die Sprache, die ich gut genug kenne, um zu verstehen. Und gut genug, um zu erkennen, wie unmöglich ein Übersetzen ist. Man nähert sich im besten Fall nur an. Heute beglückt mich das Gedicht vom Gerard Manley Hopkins (1844 - 1889). Und schmerzt mich das Ungenügen jeglicher Übersetzung ins Deutsche. G

Der kleine grosse Unterschied

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    Als Kinder hatten wir in diesem Fall jeweils eine einfache Erklärung:  Wenn einer die Schachfiguren umstiess. Bei Old Shatterhand am Marterpfahl auf einmal ein Kasperli auftauchte. Tritratrallala. Wenn eine wie eine Furie durchs Gummitwist rannte. Im selbstvergessenen Lied einer plötzlich wie wild zu Trommeln begann. ,Kaputtmachen kann jeder’, sagten wir dann jeweils. Intuitiv begriffen wir, dass zwischen Schönmachen und Kaputtmachen nicht nur eine Richtungs- oder Absichtsänderung liegt. Sondern auch eine Subjektänderung. Kaputtmachen ist keine Kunst. Das kann jeder, jede. Aufbauen hingegen, heilen, mit Fröhlichkeit anstecken, versöhnen. Schön mache, zusammenfügen, verbinden und neu schaffen, das ist was ganz anderes. Das braucht das gewisse Etwas. Es ist eine Kunst. Braucht Kreativität. Der kleine grosse Unterschied. Durch Heeresmacht und Kriegsgewalt wird nichts erreicht, sagt der Wochenspruch zu Pfingsten. Sondern durch meinen Geist…. Eine Gotteseinsicht des