How to Be Perfect

,Seid vollkommen, so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!' (Matthäus 5, 48)

,Alles ist perfekt, mein Freund,' soll der Beatnik Jack Kerouac gesagt haben. Ich würde ihm da in ein paar Punkten widersprechen.

Besser macht es der Schriftsteller Ron Padgett. Er reagiert mit einer langen Liste ,Wie man perfekt wird'.
Die Tipps sind zum Teil praktisch, zum Teil philosophisch und zum Teil lustig, Ironie inklusiv.
Und sie zeigen dabei vor allem zweierlei:
a) das Leben ist nie perfekt,
b) und doch liegt viel daran, wie ich es angehe.

Ich streife durch das über drei Seiten lange Gedicht und suche mir ein paar Tipps raus.
Man kann das als Spiel betreiben - auch gemeinsam:
Sich die 10 besten anstreichen.
Oder für jede Sommerwoche 3 vornehmen.
Oder weitere Seiten voller Tipps anhängen...

Gönn dir Schlaf.
Gib keine Ratschläge.
Pfleg Zähne und Zahnfleisch. 
Hab keine Angst vor etwas, das ausserhalb deiner Kontrolle liegt. 
Iss jeden Morgen eine Orange.  
Sei freundlich. Es wird helfen, dich glücklich zu machen.
Hoffe auf alles. Erwarte nichts.
Kümmere dich zuerst um die Dinge ums Haus. Räum dein Zimmer auf, bevor du die Welt rettest.
Dann rette die Welt.  
Wisse, dass der Wunsch, perfekt zu sein, wahrscheinlich der verschleierte Ausdruck eines anderen Wunsches ist – geliebt zu werden, vielleicht, oder nicht zu sterben.
Nimm einen Baum in den Blick.
Sei skeptisch gegenüber allen Meinungen, doch versuch in jeder der Meinungen einen gewissen Wert zu sehen.
Kleide dich auf eine Weise, die sowohl dir als auch deinen Mitmenschen gefällt.
Sprich nicht zu schnell.
Lern jeden Tag etwas.
Sei nett zu den Menschen, bevor sie die Chance haben, sich schlecht zu benehmen.
Bleib nicht länger als eine Woche wütend über irgendetwas, doch vergiss nicht, was dich wütend gemacht hat. Halte deine Wut auf Armlänge und sieh sie an als wäre sie eine Glaskugel. Dann leg sie in deine Glaskugelsammlung.  
Sei loyal.  
Trag bequeme Schuhe. 
Sei freundlich zu alten Menschen, auch wenn sie unausstehlich sind. Wenn du alt wirst, sei freundlich zu jungen Menschen. Wirf deinen Stock nicht nach ihnen, wenn sie dich Opa nennen. Sie sind deine Enkelkinder! 
Lebe mit einem Tier.  
Verbring nicht zu viel Zeit mit großen Gruppen von Menschen.  
Wenn du Hilfe brauchst, frag danach. 
Kultiviere eine gute Haltung - bis sie natürlich wird.  
Erwarte, dass die Gesellschaft fehlerhaft ist. Dann weine, wenn du feststellst, dass es noch viel schlimmer ist, als du es dir vorgestellt hast.
Wenn du was leihst, gib es in einem noch besseren Zustand zurück.
Siehst du den Vogel dort?
Beruhige dich.
Erwarte nicht, dass deine Kinder dich lieben, dann können sie es, wenn sie wollen. 
Denk über das Spirituelle nach. Dann geh einwenig weiter, wenn du magst. Was ist da draußen?
Sing gelegentlich.
Glaub nicht, dass es Fortschritte gibt. Das tut es nicht.
Nimm die Treppe.
Praktiziere keinen Kannibalismus.
Stell dir vor, was du gerne sehen möchtest, und mach nichts, was es verunmöglicht.
Pflanz was.
Vergib deinem Land ab und zu. Wenn das nicht mehr geht, wandere aus.
Lauf nicht durch den Bahnhof und sag: ,Wir werden alle sterben!'
Geniess einfache Wohltaten wie Kaugummi, das warme Wasser, das über den Rücken rinnt, eine kühle Brise, einschlafen...
Sei nicht bedrückt, älter zu werden. Dann fühlst du dich nur noch älter. Was bedrückend ist.
Bleib ruhig in der Krise. Je mehr Krise, desto ruhiger.
Mach ein Ding aufs mal.
Stell dir immer auch das Gegenteil vor.
Hüte das Kind in dir.
Wein ab und zu, wenn du allein bist. Und geniess, wie es gut tut. Schäme dich nicht für dieses Gefühl.
Atme durch.
Sei gütig.
Geh durch verschiedene Strassen.
Rückwärts.
Besuch Freunde im Spital. Geh wieder, wenn es Zeit ist.
Sei ehrlich mit dir und diplomatisch mit anderen.
Dreh nicht zu oft durch. Zeitverschwendung!
Lies grosse Bücher.
Sei freundlich zu materiellen Dingen.
Sei besonders freundlich zu Fremden.
Stell deinen Müll raus.
Liebe das Leben.
Bei einer Schiesserei halt dich raus.
Ron Padgett, How to Be Perfect, 2013 (gekürzt; dt PR)

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