gerade sehen
Die Geschichte geht mir nach. Eine Gemeinschaft schafft sich ein Versammlungshaus. Und das Versammlungshaus schafft die Gemeinschaft. Wer bin ich unter den anderen? Was teile ich? Was trennt mich? (gr. synagoge bedeutet einfach Versammlungsort) Man versammelt sich. Es ist Sabbat. Im Hintergrund eine Frau, seit Jahren gekrümmt. Vielleicht wär sie heute im Rollstuhl. Vom eigenen Gewicht entlastet, könnte sie geraden Hauptes dabei sein und frei sehen. Wer aber ist sie in dieser Gemeinschaft? Wie wird sie gsehen - und wie hat sie sich in der langen Zeit in diesem Umfald selbst sehen gelernt? Als die Gekrümmte? Die Schiefe? Das Kollektiv schärft die Differenz und neigt dazu, die Differenz zur Etikette zu machen (die Rothaarige, der Schweigsame, die Katzenfrau, der Schwule) - oft so lange (18 Jahre), bis die Differenz zum Wesenmerkmal der Person geworden ist, obwohl es nur was Äusserliches oder Nebensächliches ist. Jesus holt sie in die Mitti und sagt, er möchte ihre Fesseln lösen. Er berühr